6 min Lesezeit • 17. Dezember 2024

Wie Sie den passenden Standort für Ihre Fahrzeuge wählen

Stationsbasierte Sharing Modelle spielen auch in Städten eine entscheidende Rolle. Sie haben den Vorteil, dass sie für Nutzer:innen planbar und verlässlich sind. Doch: Wo platzieren Sie als Anbieter die Fahrzeuge sinnvoll? Immerhin liegt in der Auswahl der Stationen ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Best Practice

Zusammenfassung

Stationbasiertes Carsharing funktioniert am besten, wenn die Fahrzeuge in Gehweite zu Wohngebieten (idealerweise unter 400 m) und an stark frequentierten Orten wie Verkehrsknotenpunkten, Einkaufszentren, Universitäten und Arbeitsstätten aufgestellt werden, um sowohl Komfort als auch Sichtbarkeit zu gewährleisten. Die Standorte müssen außerdem einen effizienten Betrieb ermöglichen und einen einfachen Zugang für Wartungsarbeiten bieten, während die Kommunen das Parken häufig durch Genehmigungen oder Gebühren regeln. Ein klares Stationsdesign mit Branding und Sicherheitsvorkehrungen verbessert das Nutzererlebnis, und bei Free-Floating-Modellen sind die Umverteilung der Fahrzeuge und eine bedarfsorientierte Platzierung der Schlüssel zum Erfolg.

Was für Ihre Kund:innen wichtig ist


Grundsätzlich ist sowohl die Nähe zu einem Wohngebiet als auch die Lage an wichtigen Verkehrsknoten wie Bahnhöfen oder Bushaltestellen empfehlenswert. Schließlich müssen Ihre Kund:innen bereit sein, das Fahrzeug an dem von Ihnen gewählten Standort abzuholen.

Um mit dem privaten PKW konkurrieren zu können, stehen Carsharing-Autos fußläufig und optimalerweise maximal 400 Meter vom Wohnort entfernt. Der Verzicht auf das eigene Fahrzeug ist so wahrscheinlicher.

Zusätzlich ist eine Verknüpfung mit Verkehrsknotenpunkten und dem ÖPNV sinnvoll. Besonders relevant ist dies für Mikromobilität, also Bikes und Roller. Diese werden häufig genutzt, um die sogenannte “Last-Mile” zu überbrücken. Außerdem erregt die öffentliche Sichtbarkeit Ihrer Marke an den dortigen Fahrzeugen oder Stationen Aufmerksamkeit und wirkt sich positiv auf Ihre Bekanntheit als Anbieter aus.

Auch andere wichtige Anlaufstellen in der Stadt eignen sich gut für Stationen, zum Beispiel Einkaufscenter, Universitäten und Hochschulen, größere Unternehmensstandorte etc.

A woman wearing a yellow puffer jacket and jeans stands next to the open trunk of a car, which contains two paper grocery bags. She is holding a smartphone and smiling as she looks at the screen. The scene suggests the convenience of using a carsharing vehicle for errands.

Relevante Kriterien für Sie als Anbieter


Natürlich haben Sie auch eigene Interessen, die Sie in die Standortwahl einbeziehen dürfen. Immerhin wirkt sich auf Zeit und Kosten aus, ob Sie die Fahrzeuge schnell erreichen können, um zum Beispiel den allgemeinen Zustand und die Sauberkeit im Blick zu behalten.

In den meisten Fällen ist es aber gar nicht notwendig, dass Sie die Fahrzeuge täglich inspizieren. Tools zur Bewertung der Sauberkeit oder zum Melden von Schäden in der Sharing App helfen Ihnen, ortsunabhängig informiert zu bleiben.

Ohnehin können Sie für fahrzeugbezogene Aufgaben auch auf externe Dienstleister zurückgreifen. Oder Sie nutzen lokale Partner an den Stellplätzen. Vielleicht stehen Ihre Autos, Bikes oder Roller vor einem Café oder einem Ladenlokal, deren Betreiber motiviert sind, mit Ihnen zu kooperieren und sich um die Fahrzeuge zu kümmern. Als Gegenleistung können Sie vergünstigte Tarife anbieten.

Ob Sie die Fahrzeuge dennoch direkt an Ihrem Firmenstandort stehen haben wollen, liegt bei Ihnen. Ein Vorteil davon ist, dass die Verbindung zwischen den Fahrzeugen und Ihrer Firma ersichtlich ist. Dafür erfüllt Ihr Firmenstandort gegebenenfalls nicht die Bedürfnisse der Kund:innen an einen Standort.

Die Rolle der Kommunen bei der Standortwahl


Im Prinzip haben Sie drei Möglichkeiten, Stellplätze einzurichten:

1) auf Ihrem eigenen Grundstück
2) Anmietung privater Grundstücke oder Tiefgaragen
3) Nutzung von Stellplätzen im öffentlichen Raum nach Genehmigung

Vielleicht fragen Sie sich nun, wie Sie insbesondere die dritte Möglichkeit umsetzen können? Das hängt von Ihrer Kommune ab.

In Deutschland müssen Sie das Vergabeverfahren Ihrer Kommunalverwaltung durchlaufen. Kommunen können sowohl allgemeine Stellplätze für das Carsharing ausweisen, Parkerlaubnisse für Bewohnerparkplätze und Parkraumbewirtschaftungszonen erteilen sowie die Parkgebühren im öffentlichen Raum für Carsharing-Fahrzeuge reduzieren oder ganz erlassen. Darüber hinaus können sie auch einzelne Stellplätze mithilfe einer Sondernutzungserlaubnis einem spezifischen Anbieter zuweisen.

Wichtig zu wissen ist, dass Sie in der Regel an einem öffentlichen Auswahlverfahren teilnehmen müssen. Eine vereinfachte Vergabe von Stellplätzen kommt in kleinen Kommunen vor oder wenn genügend freie Flächen vorhanden sind.

Die Stellflächen werden von den Kommunen ausgewählt und orientieren sich an der Nähe zu ÖPNV-Haltestellen, Wohngebieten oder anderen strategisch sinnvollen Standorten sowie dem allgemeinen Parkdruck in der Stadt.

Meist werden nicht alle Stellplätze zeitgleich, sondern zeitlich gestaffelt vergeben. Die maximale Sondernutzungsdauer beträgt 8 Jahre. Damit das wirtschaftliche Risiko für Anbieter überschaubar bleibt, wird Kommunen die Ausnutzung dieser Maximaldauer empfohlen. Als Ausgleich für den wirtschaftlichen Vorteil sowie die Beeinträchtigung des Flächengebrauchs der Allgemeinheit entrichten Sie als begünstigter Anbieter eine monatliche Sondernutzungsgebühr an die Kommune.

Mehr Infos zur Stellplatzvergabe im öffentlichen Raum erhalten Sie beim Bundesverband CarSharing e.V. →

An image showing examples of carsharing parking signs. On the left, a car is parked in a designated "carsharing" spot with the text painted on the pavement. The signs overhead indicate "Parkplatz Carsharing." On the right, a diagram shows different types of parking signs, including a blue 'P' with a car and people symbol for carsharing, and a red circle with a slash for a no-parking "ZONE."

Tipps zur Gestaltung der Stellplätze


Investieren Sie in die Gestaltung Ihrer Stellplätze. Verwenden Sie Ihre Markenfarben und platzieren Sie Ihr Logo gut erkennbar. Stellen Sie beispielsweise ein Schild auf oder bringen Sie eine Markierung auf dem Boden an. Prägnante Stationen erzielen insbesondere an hoch frequentierten Orten wie Bahnhöfen viel Aufmerksamkeit und können so Ihre Bekanntheit erhöhen.

Um das Risiko zu beschränken, dass fremde Fahrzeuge fälschlicherweise auf Ihren Stellplätzen abgestellt werden, denken Sie über Absperrmaßnahmen nach. Das können zum Beispiel ein Zaun, klappbare Poller o. Ä. sein. Wenn Sie sich dafür entscheiden, unterrichten Sie Ihre Kund:innen darüber, nach dem Ausparken den Poller hochzuklappen bzw. das Tor zu schließen und den Stellplatz so für andere zu sperren. Achten Sie aber auch darauf, dass Kund:innen trotz aller Vorkehrungen noch einfachen Zugang zum Fahrzeug erhalten.

Stellplätze im öffentlichen Raum werden in der Regel mit amtlichen Beschilderungen gekennzeichnet. Dabei gibt es unterschiedliche Schilder für allgemeine Stellplätze, die von unterschiedlichen Carsharing-Anbietern genutzt werden können, und zugeordnete Stellplätze. Auch, wenn Carsharing-Fahrzeuge in Bewohnerparkzonen parken dürfen, wird dies entsprechend ausgeschildert. Bringen Sie gegebenenfalls an der Windschutzscheibe im Auto eine Plakette an, die den Wagen als Carsharing-Fahrzeug kennzeichnet.


A top-down rendering of a designated carsharing parking lot. There are four marked parking spaces, with three occupied by light-colored cars and one labeled "CAR SHARE ONLY" that is empty. Two other cars are visible. The spaces are marked with teal rectangles and numbers 1, 3, and 4. The image highlights a structured, station-based carsharing model.

Was ist mit free-floating Angeboten?


Sofern Sie sich für ein free-floating Angebot entschieden haben, müssen Sie sich natürlich nicht für einen dauerhaften Standort entscheiden. Vielmehr haben Sie es gar nicht selbst in der Hand, wo Nutzer:innen Ihre Fahrzeuge innerhalb der Parkzone am Ende einer Fahrt abstellen. Gerade deshalb sollten Sie um eine regelmäßige, strategisch sinnvolle Umverteilung bemüht sein.

Auch beim Free-floating sollten sich Ihre Fahrzeuge dort befinden, wo Nutzer:innen sie auch finden bzw. wo sie bereit sind, sie abzuholen. Kleine Seitenstraßen oder dunkle Hinterhöfe mögen zwar Teil des Geschäftsgebiets sein, aber einen Teil Ihrer Kundschaft gerade in den Abendstunden von der Abholung abhalten. Lernen Sie typische Wege Ihrer Nutzer:innen kennen und finden Sie so die optimale Verteilung Ihrer Fahrzeuge.

Auf die Bedürfnisse Ihrer Kund:innen kommt es an


Lassen Sie sich von einer intensiven Recherche und Analyse zum Thema Standortwahl nicht abschrecken. Wo Ihre Fahrzeuge stehen, entscheidet schließlich darüber, wie häufig sie gebucht werden. Deshalb stehen die Wünsche und Anforderungen der potentiellen Fahrer:innen an erster Stelle bei der Wahl geeigneter Standorte.

Beachten Sie darüber hinaus aber auch Kriterien wie die Erreichbarkeit für Sie als Anbieter bzw. für externe Dienstleister sowie die Kosten eines Stellplatzes. Denn nur wenn Nutzen und Aufwand sich die Waage halten, tragen die Standorte zur Wirtschaftlichkeit Ihres Sharing Services bei.

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